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Henry Schaefer-Simmern zum 128. Geburtstag (11.12.1896 – 16.10.1978)

von Taccuino Del Vecchio | 11/12/2024 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Der Alte hat Henry Schaefer-Simmerns Standardwerk ´The Unfolding of Artistic Activity. Berkeley and Los Angeles, University of California Press.´von 1948 durch die Lektüre der Werke von Seymour B. Sarason kennengelernt. Anbei eine Widmung Schaefer-Simmerns an den Kunsthistoriker Alfred Neumeyer (1901-1973) aus einem antiquarisch erworbenen Exemplar.

Schaefer-Simmern zieht in seinem Buch ähnlich wie John Dewey Parallelen zwischen ästhetischer und kreativer Gestaltung und den schulischen und erzieherischen Lernprozessen und Lernzielen.

Dokumentation und bewusste Reflexion sind Eckpfeiler des authentischen Gestaltens und Lernens. Die Arbeit und die Transformation des ästhetischen Projektes bewirkt automatisch eine Veränderung unserer Einstellungen, Sichtweisen und Entwicklungsperspektiven.

Sarason betont in (1993) Letters to a SERIOUS Education President. Newbury Park, Corwin Press. (pp. 67, 68, 74) Schaefer-Simmerns Sicht auf den Lernprozess:
«Henry Schaefer-Simmern (…) never told a person what or how to draw. He started with a suggestion: «Draw what you want to see so that you see it the way you want to see it, however simple it may be.» Following which he would ask the person, «Do you like what you have done? Study it. Is there anything you want to change? Is there something in your picture that bothers you, that is not clear? Do you want to try again?» (…) As he liked to put it, «When we form something through artistic activity, we are formed and changed in the process, and that spurs the developmental process.» (…) It is not only a «how to do it» process but a «how to think about it» one as well.»

Henry Schaefer-Simmern ist kein Verfechter eines rigiden, atomistischen Kunstunterrichts in spezifischen Sparten wie Zeichnen, Malen, Skulptieren und zieht keine klaren Grenzen zwischen angewandter und reiner Kunst. Er hält dafür, die gestaltenden Personen mit allen verfügbaren und mit den verschiedensten Medien und Techniken gewähren zu lassen, die ihnen erlauben, ihre ureigenen visuellen Gestaltungen zu aktualisieren und schrittweise zu perfektionieren: «Man becomes integrated by putting all his capacities into forceful interaction.» (Schaefer-Simmern, 1948, p. 28)

Wenn Kinder als Autoren ihres Lernens immer wieder solche produktiven ästhetischen Gestaltungsprozesse durchlaufen dürfen, welche konstant Beobachtungs- und Reflexionsprozesse anhand ihrer Produktionen wiederholen, so führt dies zu einer besonderen Wertschätzung ihrer eigenen Tätigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten, so zart und winzig sie auch erscheinen mögen. Dies alles formt die bewusste Lerntätigkeit und die ihr adäquate Wertung.

Die Kinder wachsen in der ästhetischen Gestaltung am Objekt und verwachsen sozusagen mit dem Lernobjekt, je nach ihren eigenen gegenwärtigen Fähigkeiten und Möglichkeiten:
«Each performance was perfected according to her current, temporary abilities; that is to say, it was the result of her temporary stage of visual cognition. Each finished work supplied the elements for the construction of the following one, and as her production was always in innermost connection with her genuine experience, she and her work grew organically. She was constantly her own best witness of this growth. Under such conditions she received deep satisfaction and enjoyment, and faith and courage for new and higher creative ventures.» (p. 119)

Für den Alten ist folgender Punkt der allerwichtigste:
Die ästhetische Gestaltung der Lernobjekte und der Lernprozesse ermöglicht es den Lehrpersönlichkeiten sowie dem personalen Umfeld der Kinder, jedes Kind als einzigartige und gesellschaftlich wertvolle Persönlichkeit zu begreifen und zu respektieren:
«The social significance of being recognized as a creative individual cannot be overestimated. Such recognition reflects back upon the creator’s self-esteem and makes him realize that he has something unique to give.» (p. 116)

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