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Jutta Bauer zum 70. Geburtstag (9.1.1955)

von Taccuino Del Vecchio | 09/01/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Vor ungefähr zehn Jahren hatte der Alte das Vergnügen, einen Tag mit Jutta Bauer an einer luxemburgischen Grundschule zu verbringen. Jutta Bauer animierte dort einen Workshop zu ihrem Buch ´Königin der Farben´.

Nach einem Blick in den leeren Kunstraum der Schule – nackte Wände und nackte Stellagen – bemerkte sie unternehmenslustig: „Na dann wollen wir mal loslegen, dann haben wir am Ende des Tages etwas zum Aufhängen!“

 

Der Alte möchte auch die folgenden Einsichten Jutta Bauers an ihrem Geburtstag gewürdigt wissen, welche sie am selben Tag an der besagten Schule in einem Interview vorgetragen hat, auch wenn sie irgendwie die Pädagogen als Feind der Kreativität tadelt:

 

Jutta Bauer: „Die Virtuosität ist eigentlich der Feind der Kunst.“

Frau Bauer, welche Rückmeldung bekommen Sie von den Kindern über Ihre Bücher und Workshops?

Es geht darum, dass die Kinder was Neues schöpfen. Und das finden sie in der Regel interessanter und ich auch. Nur selten gibt ein Kind eine Rückmeldung. Kinder sind sehr mit dem Jetzt und dem, was passiert, beschäftigt. Sie sind nicht ganz scharf auf Rückmeldungen.

Je mehr man solche Workshops macht, desto mehr bewundert man die Kinder. Sie sind so frei und spontan. So wie Picasso: „Bis 13 konnte ich wie Raphael malen und den Rest meines Lebens habe ich gebraucht, um zu malen wie ein Kind.“

Also, manchmal habe ich richtig den Eindruck, dass die Kinder den Stellenvertreter malen lassen. Kinder sollten es so machen, wie sie es gerne möchten.

Grund ist, wenn man die Künstler sieht, die Expressionisten und die klassischen Modernen, dann sieht man ja schon die künstlerische Entwicklung in den Biographien:  Sie versuchen immer auf diese einfachen Formen zurückzukommen, Formen, die man durch das „Virtuose werden“ verliert. So ist die Virtuosität eigentlich der Feind der Kunst.

Welche Botschaft wollen Sie vermitteln?

Die Kinder sollten sich trauen, sie sollten ihrer eigenen Kreativität und Kraft vertrauen. Sie sollten wissen, dass es möglich ist, sich Geschichten auszudenken, Bilder zu malen, und dass man es einfach zulässt und es funktioniert.

Was sagen Sie dann zu den Eltern und zu den Pädagogen?

Ich habe immer und überall mit Pädagogen zu tun. Ich kämpfe immer mit ihnen. Sie sind viel zu bereit zu zensieren. Wir haben einmal zum Beispiel das „Böse“ als Thema behandelt. Und die Kinder haben viele ganze schlimme Sachen gemalt. Aber diese schlimmen Sachen zu malen ist doch eine Entlastung für sie. Zum Beispiel hat ein Kind einen Kopf gemalt, der abgeschnitten wurde. Das Kind hat also überlegt, was eigentlich das Allerschlimmste sein würde. Und dann kam die Lehrerin und wollte da rein reden und das Bild zensieren, weil es für sie nicht auszuhalten war. Die Kinder können irgendwie mehr aushalten. Die Lehrer schwächen so oft ab; Im Positiven als auch im Negativen versuchen sie zu zensieren.

Welche Tipps würden Sie den Lehrern geben?

Die Lehrer sollten Vertrauen in die Kinder haben. Die Kinder können Ziele erreichen. Und wenn sie Vertrauen haben, machen sie es schon… Sie machen es eigentlich viel besser als die Erwachsenen denken…

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