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Nikolaj Lesskow zum Todestag (16.2.1831 – 5.3.1895)

von Taccuino Del Vecchio | 05/03/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Von Nikolaj Semjonowitsch Lesskow (oder Leskow) hat der Alte nur die in der Manesse Bibliothek der Weltliteratur erschienenen Meistererzählungen gelesen.

Dem allgemeinen Publikum dürfte die Erzählung Lady Macbeth von Mzensk bekannt sein, welche die Vorlage zu der gleichnamigen berühmten und geheimnisumwitterten Oper von Dimitri Schostakowitsch geliefert hat.

Lesskow war in seiner Zeit kein Revolutionär. Vielmehr widmete er dem russischen Bauerntum, dessen Gewohnheiten und Gepflogenheiten, dessen Sprache und dessen Riten seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
Besonders die Sekte der Altgläubigen taucht in vielen seiner Erzählungen auf.

In den meisten seiner Werke beschäftigt sich Lesskow mit dem Widerspruch zwischen einem unverfälschten natürlichen Wesen des Menschen und einem verzerrten, wie es im alltäglichen gesellschaftlichen Handeln hervortritt.
So steht es bei Wikipedia und appliziert auch auf folgenden Ausschnitt aus der Erzählung Die Geschichte vom Christen Theodor und seinem Freunde, dem Juden Abraham.

Theodor und Abraham besuchen gemeinsam mit anderen Kindern der Diaspora die Schule des Griechen Panphilos, wo sie alle in der Lehre aufwachsen «(…) wie Kinder des einen Gottvaters zu leben, der Himmel und Erde geschaffen habe und alles, was Odem hat – den Hellenen wie den Juden.»
IN (1989) Meistererzählungen. Zürich, Manesse. S. 467

Doch dann kommen neue Anweisungen des Ministeriums, Verordnungen, welche die Trennung der Schüler nach Glaubensbekenntnissen verlangen. Aufsichtsbehörden werden geschaffen. Jugendpfleger und Aufseher sollen für die Umsetzung sorgen und Kontrolle ausüben. Nikolaj Lesskow schreibt:

«Die Jugendpfleger hatten auf alles Obacht zu geben; sie mischten sich in alles ein. (…) ‘wir kennen die Wahrheit und müssen sie allen offenbarmachen. Die Menschen müssen nach ihren Glaubensbekenntnissen getrennt werden.’
‘Zu diesem Zweck besitzt jedes Bekenntnis seine Schriftgelehrten’, antwortete Panphilos, ‘die bestrebt sind, alles zu zergliedern. In meiner Schule bekümmere ich mich jedoch lediglich darum, dass alle Kinder unterschiedslos der Vernunft teilhaftig werden und dass vor allem Liebe und Eintracht in ihnen erstarken.’
Der Jugendpfleger fand dies nicht lobenswert.
‘Deine klugen Überlegungen’, sagte er, ‘führen zu nichts Gutem. Jeder junge Mensch muss sich von Kindesbeinen an als etwas Gesondertes begreifen und nach seinem Glaubensbekenntnis leben.’
Der Magister war nicht damit einverstanden. Er sagte: ‘Das kann ich nicht lehren.’ (…) Der Jugendpfleger behielt nur deshalb die Oberhand, weil er sagte: ‘Du bist verpflichtet, mir zu gehorchen. Ich bin dein Vorgesetzter und habe nicht nötig, deine Überlegungen zur Kenntnis zu nehmen.’» ibid. S. 468, 469

Der Alte sieht viele Parallelen in der heutigen Unterrichtswelt und wundert sich über den Mangel an Fortschritt im Unterricht in den letzten 130 Jahren.

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