Christa Wolf zum Geburtstag (18.3.1929 – 1.12.2011)
Der Alte hat die Bücher der nach der Wende im Westen verschrienen DDR-Autorin Christa Wolf stets gerne gelesen. Er liest auch heute noch manchmal in ihren Werken wie auch in den von ihrem Mann Gerhard Wolf veröffentlichten künstlerischen Büchern.
Christa Wolf war eine fervente Hinhörerin, Zuschauerin, Sammlerin und Aufschreiberin.
Einmal wurde sie gefragt:
Wie kommen Sie darauf, dass das auch andere interessiert?
Daruf kam eine für Christa Wolf typische Antwort:
Ich bin dessen nie sicher.
Gerade das in ihrer Literatur omnipräsente Zaghafte trotz unverhüllter Gefühlsstärke hat den Alten bereits in jungen Jahren zutiefst beeindruckt.
Darüber konnte der junge Alte am Anfang seiner Lehrerkarriere in Christa Wolfs Nachdenken über Christa T. lesen, ihr Buch über eine junge Lehrerin:
“Christa T. war scheu. (…) Sie ist zurückhaltend, gefaßt. Da man sich an sie hielt, hat sie Halt gefunden. (…) Von Einordnung hat sie nicht viel gehalten. (…) Sie hat nur ein Interesse gehabt: Menschen. (…) ihr graut vor der neuen Welt der Phantasielosen. Der Tatsachenmenschen. Der Hopp-Hopp-Menschen, so hat sie sie genannt. Und sich ihnen, in ihren finsteren Stunden, tief unterlegen gefühlt. (…) Man sagt ihr, daß sie naiv sei, das wäre das mindeste. (…) sie sich mit der nackten, wahren Wirklichkeit nicht abfinden wollte. (…) Sie, Christa T., hat eine Vision von sich selbst gehabt. (…) Niemals kann man durch das, was man tut, so müde werden wie durch das, was man nicht tut oder nicht tun kann. Das war ihr Fall. Das war ihre Schwäche und ihre geheime Überlegenheit. (…) Originalität notiert sie sich, und dazu: verschenkt, aus Feigheit. (…) Man selbst, ganz stark man selbst werden. Schwer zu machen. (…) daß man die Dinge, solange sie im Werden sind, unerschütterlich vorwärtstreiben muß. (…) Daß sie sich vor den Festlegungen scheute. (…) Es muß andauernd entstehen, das ist es. Man darf und darf es nicht dahin kommen lassen, daß es fertig wird. Bloß, wie soll man das machen? (…) Ihren Schülern wollte sie beibringen, sich selbst wertvoll zu werden. (…) Das Ziel – Fülle, Freude.”
(1971) Nachdenken über Christa T. (S. 35, 34, 48, 49, 52, 65, 107, 114, 135, 139, 144, 155, 163, 169) Neuwied und Berlin, Luchterhand.
Fragmente einer Lehrperson, welche den Alten bis heute beeindrucken und in seiner Biografie tief verankert sind, wie er bei der Relektüre zugeben muss.
Dies alles dank der Worte Christa Wolfs:
“Dichten, dicht machen, die Sprache hilft.” (S. 20)
Um alles dichter zu machen, wird der Alte morgen einen zweiten Post über Christa Wolf veröffentlichen.
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