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Jorge Luis Borges zum Todestag (24.8.1899 – 14.6.1986)

von Taccuino Del Vecchio | 14/06/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Die ästhetischen Qualitäten der auf sketchblog.lu publizierten Bilder und Konstruktionen der Kinder der Jean Jaurès-Schule zeugen von der Ernsthaftigkeit und von den Bemühungen, mit denen die kindlichen Autorinnen und Autoren sich mit der sie umgebenden Wirklichkeit auseinandersetzen.

Der argentinische Autor Jorge Luis Borges zitiert in diesem Kontext Robert Louis Stevenson: „Ja, die Kunst ist ein Spiel, aber man muß es mit der Ernsthaftigkeit eines spielenden Kindes spielen.“

Borges wendet Stevensons Prinzip auf die Literatur, also das Schreiben, an:
«In der Literatur ist alles geheimnisvoll, sie ist wie eine Magie, sage ich, man spielt mit Wörtern, und diese Wörter sind zweierlei; vor allem, oder mehrere Dinge: Jedes Wort ist das, was es bedeutet, ferner das, woran es denken läßt, und schließlich sein Klang. Und hier haben wir schon die drei Elemente, die dafür sorgen, daß jedes Wort sehr komplex ist.»
Jorge Luis Borges & Osvaldo Ferrari (1990) Gespräche über Bücher & Borges. Zürich, Arche. (S. 246)
Für Jorge Luis Borges ist «(…) der Zweifel (…) ja eines der kostbarsten Besitztümer des Menschen. Das heißt, die Ungewißheit, die Unsicherheit, sind Besitztümer.» (S. 289, 290)

Wir finden wieder einmal Wittgensteins Charakterisierungen der Essenz von Sprache: das Unscharfe, das Ungewisse, die Nuance, das Erzittern, …
Alles Eigenschaften der Sprache, welche in den schulischen Lehr- und Lernprozessen zu kurz kommen.

Deshalb auch wieder die Wichtigkeit der ästhetischen Gestaltung und Transformation, eigentlich das Grundprinzip von sketchblog.lu.

Borges führt aus:
«Die Sprache ist ein wesentlicher Teil des Lebens; ja, die Sprache ist (…) ein ästhetischer Vorgang; das heißt, jede Sprache ist eine literarische Tradition und entspricht einer bestimmten Weise, das Universum zu empfinden.» (S. 256)
Dann hebt Borges noch hervor, dass
«(…) es keine genauen Synonyme gibt. Nun, im Bereich des Abstrakten mag es Synonyme geben, nicht im Bereich des Ästhetischen, da ja jedes Wort eine andere Konnotation besitzt, ein anderes Ambiente, eine eigene Magie; und ich weiß nicht, wie weit das übersetzbar ist.» (S. 257)

Der ästhetische Gestaltungs- und Transformationsprozess ist für jeden Menschen spezifisch und muss in Eigenverantwortung bestritten werden, so Borges:
«Als ich meinem Vater meine Manuskripte zeigen wollte, sagte er, er hielte nichts von Ratschlägen und ich müsse mich selbst durch alle Prüfungen und Irrtümer arbeiten.»
Jorge Luis Borges (1980) Gesammelte Werke Band 9, Borges über Borges. München, Hanser. (S. 22)

Hat man denn seine eigene Stimme gefunden oder wiedergefunden in Zeiten von Künstlicher Intelligenz, dann verrät uns Borges augenzwinkernd noch Folgendes:
«(…) jetzt nachdem ich meine eigene Stimme gefunden habe, fühle ich, daß Flicken und Stopfen meine Entwürfe weder besonders verbessern noch besonders verderben.» (S. 64)

Hier spricht Jorge Luis Borges über ´What is a book?´, war er doch lange Jahre Direktor der argentinischen Nationalbibliothek:

https://www.youtube.com/watch?v=wdsByuTWOHk

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