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Carla Rinaldi zum Gedächtnis

von Taccuino Del Vecchio | 18/04/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Am 16. April ist Carla (Carlina) Rinaldi, die Ehrenpräsidentin der Fondazione Reggio Children im Alter von 78 Jahren in Reggio Emilia verstorben.

Der Alte will diese traurige Gelegenheit nutzen, um an das Vermächtnis dieser bedeutenden Pädagogin zu erinnern.

Carla Rinaldi betont, dass das Lernen in einen Erziehungsprozess eingebunden ist, der die Notwendigkeit des Zugehörens zu einer Gemeinschaft in den Vordergrund stellt.

Konstante Bemühungen um ein intensives ´Team-Building´erlaubt es erst dem Einzelnen, seine individuellen Entwicklungsgeschichten und persönlichen Lernstrecken zu bewältigen.
All dies geschieht nur im Dialog und im Austausch mit anderen Mitgliedern des soziokulturellen Umfeldes:

“(…) to educate is to develop a sense of belonging – understood as the cultural basis making it possible for each individual to find their way in their own individual story and to build a future in the dialogue with others (…) (Rinaldi, 2015, XI).”
Foreword. IN L. Kinney & P. Wharton (2015) An Encounter with Reggio Emilia – Children and Adults in Transformation (2nd Edition). Abingdon, Routledge.

Für Lehrpersönlichkeiten sind die Kinder allererste Ansprechpartner und Impulsgeber, wenn es um die Gestaltung und um das Erlernen gemeinschaftlichen Denkens, sowie um die Entwicklung eigenen Wissens, eigenen Fühlens und eigener Unternehmungen geht:

“We reinvent and reeducate ourselves along with the children. Not only does our knowledge organize theirs, but also the children’s way of being and dealing with reality likewise influences what we know, feel, and do.”
IN Edwards, C. & Gandini, L. & Forman, G. (Eds) (1993) The Hundred Languages of Children – The Reggio Emilia Approach to Early Childhood Education. Norwood, Ablex Publishing Corporation. (p. 111)

Rinaldi betont, dass Lernen stets lückenhaft ist, auf Resistenzen stößt, stillstehen oder sich verirren kann, also keinesfalls linear und keinesfalls stets zweckbestimmt verläuft:

“(…) learning does not proceed in a linear way, determined and deterministic, by progressive and predictable stages, but rather is constructed through contemporaneous advances, standstills, and ‚retreats‘ that take many directions.”
(2006) In Dialogue with Reggio Emilia – Listening, Researching and Learning. London, Routledge. (pp. 131, 132)

Folglich betrachtet Carla Rinaldi Kinder und Lehrpersönlichkeiten gleichermaßen als kompetente Initiatoren und Autoren eigenen Lernens auf der Basis einer Pädagogik des aktiven Zuhörens und des gemeinschaftlichen Wünschens und Gestaltens.
Die dazu benötigten Werkzeuge und Prozesse sind die intensive Dokumentation der multimodalen und multilingualen Abläufe und Forschungsprozesse mithilfe von Notizbüchern, Skizzenbüchern, Leporello, Portfolio und der iTEO2 app.

Für diese persönliche, entwicklungsorientierte und projektbasierte Arbeit der Kinder und Erwachsenen hat Carla Rinaldi den schönen Begriff «progettazione» gewählt, welcher beschreibt, wie die persönlichen Projekte im Sinne Wygotskis durch ihr Design und ihre Planung vorwärtsgetrieben werden, also als ein “tool-and-result” fungieren, in dem das Endprodukt bereits am Anfang des Prozesses aufkeimt. Dieses Narrativ gilt es gemeinsam auszuloten und einem provisorischen Endpunkt zuzuführen.

Der Alte möchte Carla Rinaldi danken für die klaren und inspirierenden Worte, welche sie in folgenden Videos zum

Prozess und Wert der Dokumentation

zum Lehren und Lernen, Zuhören und Dialog

und zum Background der Reggio Emilia Pädagogik

findet.

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