Jorge Semprún zum Todestag (10.12.1923 – 7.6.2011)
Der Alte findet, dass der Buchenwald-Überlebende und spätere spanische Kulturminister Jorge Semprún mit folgender Aussage den Nerv jeglichen Sprachenlehrens und Sprachenlernens trifft:
«En fait, ma patrie n’est même pas la langue, (…), mais le langage.»
IN Soledad Fox (2016) Jorge Semprún – L’écriture et la vie, p. 304, Paris: Flammarion
Sprache ist Gefühl, Nähe, Einfühlsamkeit, Kontakt, Körperlichkeit, Sonorität, Nuancierung, Zögern, Kommunikation, Timbre, Unscharfes, Erzittern, Flüstern, Aufschrei – kurz, leidenschaftliche Emotionalität, welches die menschliche Sprache, also ´le langage´auszeichnet.
Testbesessenheit – angeblich, um eine gerechtere Schule und die ach so ominöse und undefinierbare Chancengleichheit herbeizuführen – hat dazu geführt, dass der Sprachenunterricht in Luxemburg schon ab Anfang der Grundschule zu einem verkappten Grammatikunterricht verkommen ist, in dem die persönliche, emotionale Autorenschaft der Kinder verschütt gegangen ist. Passivität, amorphes Dahinsiechen sowie klinischer Tod bezeugen und charkterisieren das Erlernen der ´langues´ Deutsch, Französisch und Englisch. Da kann nur die KI helfen, so scheint es.
In seinem Buch ´Schreiben oder Leben´von 1995, eschienen im Suhrkamp Verlag in Frankfurt am Main berührt Jorge Semprún die Grundlagen für das Sprachenlehren und das Sprachenlernen, wenn er schreibt:
“Wir beide liebten die französische Sprache mit einer Leidenschaft, wie Fremde sie haben können, wenn diese Sprache eine geistige Eroberung wird.”
Von solcher geistigen Eroberung anderer Sprachen sind unsere Kinder im Sprachenunterricht weit entfernt, der in Luxemburg auf grammatikalisch korrekter Basis zum Verstummen führt.
0 Kommentare