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Joseph Roth zum Geburtstag (2.9.1894 – 27.5.1939)

von Taccuino Del Vecchio | 02/09/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Die Korrespondenz zwischen Stefan Zweig und Joseph Roth (die beiden streithaften und dennoch sich immer wieder versöhnenden Freunde sind auf dem Foto zu sehen) hat es in sich.
Der Alte hat sie vor langer Zeit gelesen genau so wie (fast) alle anderen Werke des genialen und stilsicheren österreichischen Autors Joseph Roth, der im jüdischen Galizien geboren wurde.

Im Frühjahr überhörte der Alte in der Buchhandlung Walter König in Köln ein Gespräch zwischen dem Inhaber und einem Buchhändlerkollegen, wobei es um die Bücher ging, die man vor dem Tode noch lesen sollte. Der alte Buchhändler König gestand freimütig, er lese überhaupt keine neuzeitliche Literatur mehr, sondern nur stilistisch perfekte Autoren wie Joseph Conrad und eben Joseph Roth, dessen gesamten Werke er noch einmal zu lesen gedächte.

An seine Kusine Paula Grübel schrieb Roth aus Wien, am 14. August 1916 kurz vor seinem Einrücken in die Armee, zu ihrem 19. Geburtstag folgende Worte:

“Was soll ich dir wünschen? Drei königliche Dinge: eine Krone, einen Scharlachmantel, ein Szepter. Die goldene Krone der Phantasie, den Scharlachmantel der Einsamkeit und das Szepter der Ironie. Es ist schwer mit 19 Jahren diese Dinge zu haben. Selten kriegt man sie.
Aber vor Allem wünsche Dir eins: das Lachen nicht zu verlieren. Das Lachen ist ein leichtes silbernes Glöckchen, das uns ein guter Engel mit auf den Lebensweg gegeben hat. Aber, weil es so leicht ist und lose, verliert man es. Irgendwo am Weg. Und das Schicksal geht vorbei mit knarrenden Stiefeln und zertritt es, das Lachen. Mancher hat Glück und findet es wieder. Oder ein anderer hat es gefunden, aufgehoben und dem früheren Besitzer zurückgegeben. Das kommt selten vor! Daher, Achtung!”
IN Joseph Roth Briefe 1911-1939, S. 29, Köln/Berlin, Kiepenheuer & Witsch

Joseph Roth und sein Werk gibt es hier im Porträt: Das bin ich wirklich; böse, besoffen aber gescheit. Doku von Karl Pridun 2009 sollte man sich deshalb ansehen:

Eine Veröffentlichung des Leo Baeck Institutes stellt Joseph Roth auf Englisch vor:

Viel Freude beim Lesen des Werkes von Joseph Roth wünscht der Alte.

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