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Juan Carlos Onetti zum Todestag (1.7.1909 – 30.5.1994)

von Taccuino Del Vecchio | 30/05/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Der Alte hat Juan Carlos Onetti zum ersten Mal nachts nach einem Basketballtraining auf FR3 in der mythischen Sendung ´Océaniques´ zur Kenntnis genommen, es mögen gut vierzig Jahre her sein.

Der uruguayische Schriftsteller liegt im Bett – rauchend und ab und zu einen kleinen Schluck Whisky zu sich nehmend – und berichtet über sein Schreiben.
Beeindruckt hat den Alten, dass Onetti so über sein Schreiben spricht, als ob es nicht sehr wichtig sei, übrigens der exakte Titel eines seiner späten Bücher: ´Wenn es nicht mehr wichtig ist.´

Onetti überliest nie, die Verbesserung orthographischer Fehler sowie die lästige Punktuation überlässt er seiner Frau.

Er beschäftigt sich lieber mit der Literatur und ihren Heldinnen und Helden:
«(…) Don Quichotte, Hamlet, Madame Bovary, Marlowe, Maigret, Tartuffe, Fabrice del Dongo, le cousin Pons (…) Tous ont pour moi bien plus de vie et de réalité que mes anonymes voisins d’à côté.» (p. 52)
IN Ramón Chao (1990) Onetti. Paris, Plon.

Juan Carlos Onetti will ehrlich schreiben:
«Jemand erfand den Begriff und die Bestimmung des „engagierten Schriftstellers“. Ich weiß nichts davon. Das einzige Engagement, dass ich akzeptiere, besteht im Beharren auf dem Anspruch, gut und besser zu schreiben. Mit Ehrlichkeit zu erzählen, wie das Leben ist, das kennenzulernen mir anstand, und wie jene Menschen sind, die dazu verdammt wurden, sich in Figuren meiner Bücher zu verwandeln.»
(El Popular, Suplemento Cultural, Montevideo 26.1.1962)

Onetti ist sich der Nichtigkeit unserer kleinen Leben sehr bewußt:
«Mein Leben? Unzureichend für eine Reportage. Alles in allem uninteressant. – Das Leben ist sinnlos, sobald man sich auf Tätigkeiten, Aufgaben festlegt. Es gibt nichts zu tun. Und man stößt zufällig auf die Liebe, den Ruhm oder die Freude.»
(Alberto Cousté: „Historia en dos ciudades“, Primera Plana, Buenos Aires, 17.10.1967)

Auf die Frage ´Warum schreiben Sie?´antwortet OnettI:
«Weil ich Lust dazu habe. (…) Ich fühle mich nicht als Schriftsteller. Nicht einmal, wenn ich schreibe. Für mich ist Schreiben ein Laster, eine Manie. Schreiben macht glücklich, ich fühle mich unglücklich, wenn ich nicht schreibe… drei Dinge, die mir widerfuhren, mir widerfahren, die eins sind: ein süßer, wohldosierter Rausch; lieben; schreiben.»

Hat Onetti eine Arbeitsmethode?:
«Keinerlei Methode. Wenn die Attacke, die Lust zu schreiben, stärker wird als die Faulheit und der Müßiggang mittels diverser Ablenkungen, dann schreibe ich, bis wieder Normalität einkehrt.»

Onettis Ratschlag an junge Autoren?:
«Wie schon jemand sagte, an dessen Name ich mich leider nicht erinnere, gibt es zwei Gruppen von Schriftstellern: Diejenigen, die Schriftsteller werden wollen, und diejenigen, die schreiben wollen. Es genügt, ein paar ihrer Seiten zu lesen, um sie zweifelsfrei zuzuordnen. Den ersteren empfehle ich, sich zu beeilen. Denn laut Lord Keynes, einer meiner meist bewunderten Stilisten, ist ein Boom gekennzeichnet von seiner kurzen relativen Dauer. Die der zweiten Gruppe brauchen keine Ratschläge.»

Die Sprache Onettis hat den Alten so sehr beeindruckt, dass er allen Leserinnen und Lesern empfiehlt, dessen Werke mehrmals zu lesen.

Der Herausgeber der Onetti-Werkausgabe im Suhrkamp Verlag Jürgen Dormagen berichtet hier über die Person und das Schreiben des Juan Carlos Onetti:

https://www.youtube.com/watch?v=8jGbV7JNIa0

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