Ludwig Harig, dem saarländischen Luftkutscher aus Sulzbach, zum Geburtstag (18.7.1927 – 5.5.2018)
Luftkutscher, so nennt der saaarländische Schriftsteller und ehemaliger Voksschullehrer sich selbst.
Er charakterisiert damit seinen sein Werk umspannenden spielerischen und experimentellen Umgang mit der Sprache.
Immer wieder bezieht der Sulzbacher Ludwig Harig sich dabei auf das Sprachspiel des Philosophen Ludwig Wittgenstein:
“Benennen der Dinge und Nachsprechen der die Dinge benennenden Wörter ist für Wittgenstein das Sprachspiel, also etwas ganz Ursprüngliches und Einfaches, kein Erklären, sondern ein Mittun.“
IN Gerhard Sauder, 2012, Das frivole Spiel mit den Wörtern, IN Ludwig Harig – Aus dem Leben eines Luftkutschers, S. 56, Marpingen-Alsweiler: Edition Schaumberg
Das gemeinsame Benennen und Nachsprechen beruht natürlich auf intensiver Anschauung und Betrachtung der Dinge und Abläufe in unserer Umgebung. So zitiert Ludwig Harig auch immr wieder die Anschauungslehre eines Pestalozzis.
Nur so kann sinnvoller Sprach(en)gebrauch entstehen, etabliert und gefestigt werden.
Sehr einfach also!
Ob Harig das in seiner 20jährigen Praxis als Voldsschullehrer so umgesetzt hat, weiß der Alte nicht.
Etwas enttäuscht war der Alte, als er die Schriftprodukte, welche Harig von seinen Schülern und Schülerinnen publiziert hat, gelesen und mit denen aus seiner eigenen Klasse verglichen hat.
Sei´s drum!
Ludwig Harig hat das ´Spiel an sich´wie folgt beschrieben:
https://www.youtube.com/watch?v=GVwLZsHJurA
Kalus Brill beschreibt die ihm eigene Schreibpraxis des Luftkutschers wie folgt:
«Der ‚sprachgewaltige Jean Paul aus Sulzbach’, wie ihn der Spiegel tituliert hat, wird Konvolute hinterlassen, mehr oder minder dicke Bündel aus Papier, das er beschreibt, beklebt, beschneidet, mit Büroklammern zusammenheftet und in Klarsichthüllen birgt. Er nennt das Zettelwirtschaft. Sein literarischer Produktionsprozess beginnt damit, dass er die unbenützte Rückseite eines Briefcouverts, eines Anschreibens oder irgendeines Zettels hernimmt, um darauf mit dem Kugelschreiber oder Filzstift seine Einfälle zu notieren. Dann streicht er Sätze durch, ergänzt sie, fügt Passagen ein, klebt etwas auf, das noch dazugehört. Laut liest er sich vor, was er geschrieben hat, und bringt es dann, an einem Pult stehend und mit dem rechten Zeigefinger über die Tastatur seiner Schreibmaschine huschend, in eine optisch verkehrsfähige Form. Diese Schreibmaschine ist ein mechanisches Modell der ausgedienten Marke Olympia. Von frühauf hat sich Harig nur solcher Geräte bedient, zwei noch unbenutzte Exemplare stehen auf Nachschub im Keller. ‚Ich werde ja vielleicht dann doch noch hundert, und es fällt mir noch das eine oder andere ein’, sagt der Dichter lächelnd. Die Texte zeitgemäß in einen Laptop zu tippen, kommt nicht infrage.»
(2012) Vor der Wand der Werke – Wie Ludwig Harig die Biescher und das Läwe zusammenbrachte und was noch im Sulzbacher Keller wartet, IN Entdecker-Magazin 002 (2012) Ludwig Harig – Aus dem Leben eines Luftkutschers, S. 15, Marpingen-Alsweiler: Edition Schaumberg
Der Alte wird in einem zweiten Post auf die Verbindung zwischen Ludwig Harigs Ansichten über Sprache, Sprechen und Schreiben und dem ästhetischen Gestaltungsprozess der Kinder auf sketchblog.lu eingehen.
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