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Martha Argerich zum 84. Geburtstag (5.6.1941)

von Taccuino Del Vecchio | 05/06/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

Der Alte schätzt die Pianistin Martha Argerich sehr, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich bis in ein hohes Alter ihre jugendlich begeisternde Spielleidenschaft intakt bewahrt hat.

Diese Passion kann man hier in Tschaikowskis 1. Pianokonzert in einer Aufnahme von 2014 bestaunen:

https://www.youtube.com/watch?v=2DmfJu3oNDM

Doch wie gelangt man zu einer solchen Maestria, welche bis heute in tausend Tönen und Farben schillert?

Die Antwort darauf gibt Martha Argerich in einem Gespräch von 1972 mit ihrem ersten Mann, dem Dirigenten Charles Dutoit:

https://www.youtube.com/watch?v=daP2N1JPv3s

Für Lehrer und Lernende gibt es kluge Ansichten und Bemerkungen Argerichs über Fingerfertigkeitem, Übungen, Exerzitien, die sich ihrer Meinung nach nur sinnvoll aus dem Gesamtzusammenhang der Werke ergeben können.

Ab Minute 8 bis 11.30 spricht Martha darüber, wie man in Topform gerät.
Ihre Arbeit am Piano ist sehr psychologisch verankert: je mehr sie sich ans Piano fesselte, um daran zu arbeiten, desto weniger schien sie zu erreichen, so Argerich. Arbeitshysterie fruchtete bei ihr nicht.

´Pour maintenir la maîtrise technique, ne faut-il pas travailler régulièrement?´, fragt Dutoit.
´Non, mais ça ne va pas comme ça … les gammes je ne les ai jamais faites.´
´Qu´est-ce que tu as fait alors?´
´Pas de gammes, jamais … des exercices, jamais.´
´Mais qu´est-ce que tu faisais?´
´Je travaillais les oeuvres.´

Sinnvolles Lernen gedeiht für Argerich nur auf der Basis des Gesamtwerkes, der Nuancen und Stimmungen des gesamten Musikstückes.

Martha Argerich erläutert dann etwas, was alle Testdesigner längst wissen:
Das erfolgreiche Einsetzen der richtigen Antwort in einem Test gewährleistet keineswegs, dass der Prüfling diese Antwort auch außerhalb des Testes in der reellen Lebenssituation abrufen kann. Argerich betont:
´Ce n´est pas parce que tu as travaillé un livre d´exercices et qu´il y a cette difficulté X qui apparaît là que tu vas pouvoir la réaliser dans l´oeuvre même parce qu´elle s´y trouve différemment mise. … J´ai toujours travaillé sur les oeuvres même.´
Und weiter:
´La technique n´est pas une chose séparée comme ça. … On dit j´ai ma technique … voilà, elle est là … alors je peux me permettre de jouer tout … moi, je ne pense pas comme ça … je pense que chaque oeuvre a sa difficulté qui est très personnelle à cette oeuvre.´

Vielleicht sollten Lehrpersonen an unseren Schulen dann auch sinnvolle Übungen und Exerzitien aus den ästhetischen Gestaltungen, den Texten und den Projekten, also dem Oeuvre der Kinder heraus entwickeln. Nur so können sie den Kindern in ihrer Entwicklung wirklich helfen. Das wiederholte Abschreiben eines Bescherelle zum Beispiel, ausserhalb jeglichen Lebenskontextes, ist schlicht und einfach sinnlos vergeudete Zeit.
Herzlichen Dank, Martha, für deine Einsichten, die genau die Transaktionen eines John Dewey aus dem vorigen Post beschreiben ud reflektieren.

Im Frühjahr 2026 wird man die argentinisch-schweizerische Musikerin in der Philharmonie hören können.
Der Alte freut sich darauf.

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