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Nicolas de Staël zum 111. Geburtstag (5.1.1914 – 16.3.1955)

von Taccuino Del Vecchio | 05/01/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

GRANGER - Historical Picture Archive / Alamy Stock Photo

Schon vor über 40 Jahren war es dem Alten gegönnt, eine Retrospektive der Werke von Nicolas de Staël im Musée d’Art Moderne von Paris zu besuchen. So auch wieder im letzten Jahr.
Beiendruckt haben de Staëls Bilder den Alten durch die urwüchsigen Spachtelungen, welche die Dynamik und Wucht des Gestaltens in sich tragen, sowie die Reinheit der Farben und der Farbgebung, welche die Bilder durchlüften. So geht Zartheit mit kraftvollem Gestus einher.
Vor seinem Sebstmord am 16.3.1955 in Antibes hatte de Staël an seinem letzten Bild gearbeitet: Les Mouettes. (Digital Natives werden keine Schwierigkeit haben, dieses Bild im Netz aufzuspüren.)
Der Alte hat in der Jean-Jaurès Schule ein Bild eines Kindes gesehen, das ihn immer wieder eindringlich an die Gestaltungsversuche de Staëls in seinem letzten Bild erinnert, besonders an die Fragilität und dennoch Bestimmtheit im Design.
Das Bild des Kindes entspricht den Gestaltungsprinzipien, welche de Staël in seinen lesenswerten Briefen anspricht, insbesondere die Wichtigkeit des Zufalls:
« Il faut travailler beaucoup, une tonne de passion et cent grammes de patience. (…) je crois à l´accident (…). Je crois au hasard exactement comme je vois au hasard, avec une obstination constante, c´est même cela qui fait que lorsque je vois, je vois comme personne d´autre. (…) il faut attendre ce hasard. »
Nicolas de Staël (2016) Lettres 1926-1955. Paris, Le Bruit du Temps. pp. 109, 671

Dabei fällt dem Alten ein Ausspruch des DDR-Künstlers Hermann Glöckner ein, als er gefragt wird, ob seine Werke nicht mehrheitlich ein Produkt des Zufalls seien: „Was glauben Sie, wieviel ich gearbeitet habe, bis dass mir etwas zufällt.“

Nicolas de Staël hebt auch den besonderen und eigenständigen Wert der ästhetischen Gestaltung gegenüber dem (literarischen) Schreiben hervor:
«Littérature pour moi veut dire que je suis pris par les mots. (…) C´est si approximatif tout ce que l´on peut écrire, si loin souvent du vrai.» (pp. 193, 600)

Die ästhetischen Gestaltungen der Kinder der Jean-Jaurès Schule in Verbindung mit ersten und weiterführenden Schreibversuchen lenken unsere Aufmerksamkeit auf hochsensible und gefühlsvolle Produktionen von Einzelnen und Gruppen.
Nicolas de Staël ermahnt und beschwört uns:
«Toute vie est cruelle parce qu’on n’est jamais assez sensible, jamais assez prévenant de soi, des autres.» (p. 183)
Doch sehen Sie sich selbst das Bild des Kindes an (und vielleicht Les mouettes im Netz).

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