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Peter Bichsel (24.3.1935 – 15.3.2025)

von Taccuino Del Vecchio | 21/03/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

“Ich sterbe gerne, das macht mir keine Schwierigkeiten.”
(Februar 2025, Solothurner Zeitung)

Eigentlich hatte der Alte vor, Peter Bichsel zum 90. Geburtstag zu gratulieren.

Doch leider ist der Schweizer Schriftsteller bereits am 15. März 2025 verstorben:

https://www.srf.ch/news/schweiz/schweizer-schriftsteller-peter-bichsel-gestorben

Peter Bichsel oder vielmehr sein Text Ein Tisch ist ein Tisch hatte für den ersten kleinen Konflikt mit der Elternschaft in der beginnenden Lehrerkarriere des Alten Pate gestanden.

Bichsel schreibt in der Geschichte:

„Immer derselbe Tisch“, sagte der Mann, „dieselben Stühle, das Bett, das Bild. Und zu dem Tisch sage ich Tisch, zu dem Bild sage ich Bild, das Bett heißt Bett, und den Stuhl nennt man Stuhl. Warum denn eigentlich?“ Die Franzosen sagen zu dem Bett „li“, zu dem Tisch „tabl“, nennen das Bild „tablo“ und den Stuhl „schäs“, und sie verstehen sich. Und die Chinesen verstehen sich auch.

„Warum heißt das Bett nicht Bild“, dachte der Mann und lächelte, dann lachte er, lachte, bis die Nachbarn an die Wand klopften und „Ruhe“ riefen.

„Jetzt ändert es sich“, rief er, und er sagte von nun an zu dem Bett „Bild“.

Optimistisch hatte der Alte den Kindern des zweiten Schuljahres als Hausaufgabe aufgetragen, Bichsels unten angeführten, ursprünglichen Text nach neuen Angaben zu verändern:

Alle Substantive sowie alle Verben wurden nach des Mannes Anweisungen nach und nach durch andere ersetzt.

Die Kinder schritten geflissentlich zur Tat. Denn ihr Denken ist noch flexibel und elastisch. Der junge Lehrer wollte seinen Schülern ja sowohl die Willkürlichkeit der normierten Sprache demonstrieren wie auch die Austauschbarkeit der Wörter nach grammatikalischen Kategorien. In etwa sie auch in Richtung des multilingualen Curriculums der luxemburgischen Grundschule bugsieren. Jedenfalls dachte der Alte in groben Zügen damals so.

Wohl oder übel mussten die Eltern den endgültigen Text zur Kenntnis nehmen, dessen korrekter Anfang in der Hausaufgabe so lautete:

Am Mann blieb der alte Fuß lange im Bild läuten, um neun stellte das Fotoalbum, der Fuß fror auf und blätterte sich aus dem Schrank, damit er nicht an den Morgen schaute.

Ein eiligst einberufener Elternabend  – ja sicher, auch wenn es noch keine whatsapp-Gruppen usw. gab, ein Eintrag im Aufgabenheftchen genügte – bereinigte die aufkeimenden Missverständnisse.

Der eifrige Junglehrer hatte seine Lektion gelernt und ging von nun an dazu über, seine in ihm brennenden Reformabsichten vorab mit den Eltern an- und abzusprechen, so zum Beispiel bei der Einrichtung einer Freinet-Druckerei und dem bald darauf erfolgenden Einsatz der Computer in der Klasse.

Peter Bichsel sei Dank!

Der Alte wird noch mehr über Peter Bichsel zu berichten haben, dies in den nächsten Tagen.

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