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Seymour B. Sarason zum Geburtstag (12.1.1919 – 28.1.2010)

von Taccuino Del Vecchio | 12/01/2025 | Die Notizen des Alten | 0 Kommentare

„If you attempt to implement reforms but fail to engage the culture of a school, nothing will change.“

Seymour Sarason

 

Seymour B. Sarason, von 1945 bis 1989 Psychologieprofessor an der Yale University, hat den Alten, der ja, wie er glaubt, in seiner Ausbildung und später auch in seinen Lehrerjahren sehr unter Psychologen gelitten hat, schwer beeindruckt.
Sarasons obenstehendes Zitat spricht Bände, zumindest für den Alten.

Schulreformen können nicht von oben verordnet werden, das glaubt auch der Alte, der seit jeher solche leninschen Transmissionsriemen zutiefst verabscheut. Reformen werden zudem meistens von entrückten Beamten, Politikern und Forschern verordnet, welche den reellen Bezug zur Schule und den in ihr stattfindenden Lernprozessen längst hinter sich gelassen haben.
Sarason stellt klar: «Before we start experimenting it would be wise to find out what occurs in the natural situation.» (Seymour B. Sarason IN BLATT B. & KAPLAN F. (Eds.) (1974) Christmas in Purgatory – A Photographic Essay on Mental Retardation. Allyn and Bacon. (p. 93)

Doch wie sollen Veränderungen der Praktiken in Schulen dann überhaupt geschehen?

Könnten Elemente von sketchblog.lu nicht einen produktiven Umgang der LehrerInnen mit praxisrelevanten Fragen, Veränderungen und Reflektionen aufzeigen, welche die eigene intellektuelle und professionelle Entwicklung vorwärtstreiben?

Sarason plädiert für die Wichtigkeit des Implementierens eines “sense of growth”, also eines Gefühls für das individuelle und gemeinsame Wachsen in und an der eigenen und kollektiven Praxis. (1998) Political Leadership and Educational Failure. San Francisco, Jossey-Bass. (p. 81)

Sketchblog.lu könnte ein Beispiel und ein Kontext für produktives Lernen der Kinder und LehrerInnen sein. Die dort publizierten Dokumente flechten nach und nach ein Netzwerk, das es allen Beteiligten erlaubt, ihren Bedürfnissen nach «intimacy, diversity, usefulness, and belongingness.» nachzukommen. (1974) The Psychological Sense of Community: Prospects for a Community Psychology. San Francisco, Jossey-Bass. (p. 3)

Zudem erlauben die Dokumente und Kommentare es, eine sinnvolle, offene und nachhaltige «(…) discussion among school personnel about their work, goals, professional problems, and explicit or implicit theoretical orientation. » zu führen. (1995) School Change – The Personal Development of a Point of View. New York, Teachers College Press. (p. 76)

Sarason appelliert eindrucksvoll an die Eigenverantwortung der Lehrenden im kollektiven produktiven Lernprozess innerhalb ihrer Schule:
«(…) it has not been instilled in teachers that it is their professional and ethical responsibility to forge a collegiality productive for their and their students’ personal, social, intellectual, development. The preparation of teachers is exclusively concerned with their responsibility to students, not with the responsibility of teachers to themselves and their colleagues. (…) If the collegial conditions do not exist wherein teachers can learn, change, and grow, they cannot create and sustain those conditions for productive learning in their students.» (1997) How Schools Might Be Governed and Why. New York, Teachers College Press. (p. 156)

Der Alte glaubt, dass die auf sketchblog.lu publizierten Dokumente es sowohl den Kindern und den Lehrenden erleichtern und ermöglichen, ihre eigenen Interessen, Fragen und Forschungen am Leben zu halten und weiter zu treiben. Dies aber nur unter einer Bedingung, wie Sarason mahnt: «That requires (…) a degree and quality of observation and reaction that, at best, we can only approximate (…). Productive learning requires (…) feedback.» (1997) How Schools Might Be Governed and Why. New York, Teachers College Press. (pp. 44, 68)
Gerade dieses wichtige Feedback vermisst der Alte bei den wunderbaren Dokumenten auf sketchblog.lu.

Um zum Anfangszitat und zu den Schulreformen zurückzukehren, möchte der Alte auf die Zentralthese von sketchblog.lu, also auf den essenziellen Link zwischen ästhetischer Gestaltung und Prozessen des Lesen- und Schreibenlernens, zwischen Betrachtung und Gestaltung, verweisen. Keine von oben verordnete Schulreform hat je diese Dimensionen des produktiven Lernens aller Beteiligten hervorgehoben.

Sarason aber tut genau das: «Dewey, like Schaefer, saw that where you stand on the nature of artistic activity as an instance of creativity is where you stand on the processes and goals of education.» (1988) The Making of an American Psychologist: an Autobiography. San Francisco, Jossey-Bass. (p. 194)

Sehr zum Gefallen des Alten.

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