Anton Semjonowitsch Makarenko zum Geburtstag (13.3.1888 – 1.4.1939)
Am Anfang seiner Lehrerkarriere hatte der Alte hatte schwer zu kämpfen mit Kindern, Eltern und seinem Inspektor. Des Alten pädagogische Bestrebungen und Ideale schienen dem Zeitgeist nicht zu entsprechen.
Mitunter kommmt dem Alten das heute noch so vor.
Deshalb suchte der Alte früh schon nach pädagogischen Leitsternen, denen er neue Einsichten, Problemverständnisse und pädagogische Strategien abluchsen könnte.
Er las sich also unter anderem durch die Werke Célestin Freinets, Martin Bubers und Janusz Korczaks.
Dann stieß der Alte auf Anton Makarenkos Der Weg ins Leben -Ein pädagisches Poem, gleich 3 dicke Bände.
Die Schilderungen Makarenkos aus dem Leben und Werden seiner Zöglinge aus der Kurjasher Kinder-Kolonie haben nicht nur mich beeindruckt, sondern auch Maxim Gorki, der die Kolonie im Sommer 1928, also kurz nach dem furchtbaren Bürgerkrieg, auf seiner Reise durch Die Union der Sowjets besuchte.
Gorki schreibt:
“Die Kolonisten machten mir ein wunderschönes Geschenk: 284 Jungen schrieben ihre Biographien und schenkten sie mir.”
Gorki zitiert aus dem Vorwort Makarenkos zu dieser erschütternden Sammlung von Schicksalen bettelnder und verhungernder Waisenkinder, die Rußlands Straßen und Provinzen zu jener Zeit zu Hunderttausenden bevölkerten:
“Ich hatte kein Recht, mich auf mein Mitgefühl und mein Mitleid zu beschränken. Ich hatte begriffen, daß ich um ihrer Rettung willen unbeugsam fordernd, streng und hart zu ihnen sein mußte. Ich durfte ihr Leid nicht anders betrachten als sie selbst. Darin liegt meine Tragik, und es muß ein tragisches Problem für uns alle sein. Wir haben nicht das Recht, uns ihm zu entziehen.”
Den Alten hat besonders Makarenkos Offenherzigkeit im Umgang mit Problemsituationen in der Kolonie berührt.
Makarenko schildert den Umhang mit disziplinlosen Kindern und Jugendlichen und gesteht seine oftmals empfundene Hilflosigkeit.
Dem Alten kam das bekannt vor.
Beeindruckt hat den Alten, dass Makarenko trotzdem immer die Solidarität der Kinder als Eckpfeiler der gemeinschaftlichen Disziplin hervorhebt. Die Betreuung durch ältere Zöglinge sollte der Garant für die Eingliederung der häufig ´asozialen´, von der Straße aufgelesenen Kinder und Jugendlichen in die Hierarchie der Kommune sein.
Die Entscheidung bei Verfehlungen einzelner Zöglinge lag beim Kollektiv oder der Vollversammlung. Manchmal schienen die Urteile selbst Makarenko zu rigide und zu streng, so zum Beispiel beim Ausschluss eines Mädchens und eines Jungen, die sich verliebt hatten, obwohl die Regeln der Kolonie solche Bindungen untersagten. Doch Makarenko musste diesen Beschluss ohnmächtig zur Kenntnis nehmen, er hatte in diesem Organ nicht mitzubestimmen.
Der Alte hat verschiedene Strategien Makarenkos in seiner Dorfschule angewandt, so zum Beispiel bei anfälligen Bestrafungen für Vergehen – beispielsweise in der Pause, wie Schlägereien, wüste Beschimpfungen oder Gewaltandrohungen.
Makarenko ging dabei wie folgt vor:
Anstatt den Schuldigen auf der Stelle zu bestrafen und zur Verantwortung zu ziehen, baute und zählte Makarenko auf den heilsamen Einfluss der Zeit. Er gebot dem Missetäter vor dem Eingang zu seinem Büro auf ihn zu warten und ließ natürlich viel Zeit verstreichen, bis er sich auf den Weg zu seiner Arbeitsstelle begab.
Derweil brodelte der Zögling in seinem eigenen Sud.
Makarenko ging einfach an ihm vorbei in sein Büro, ohne ihn überhaupt zu beachten oder zu ermahnen, und ließ ihn weiterhin über seine Missetaten nachdenken. Nach einer mehr oder weniger langen Zeit klopfte der Übeltäter zaghaft an der Tür und ein verwunderter Makarenko fragte, um was es sich handelte. Er gab vor, sich an keinen Zwischenfall zu erinnern und riet dem Zögling, sich an seinen Schulplatz zu begeben.
Damit war der Zwischenfall gelöst, die Protagonisten hatten ihr Gesicht bewahrt und ihre Persönlichkeit entwickelt. Beschämung und Machtmißbrauch hatten keinen Platz gefunden.
Der Alte hat mehrfach in seiner Karriere auf diesen bewährten Kniff Anton Semjonowitsch Makarenkos zurückgegriffen.
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